Johann Holzer, vlg. Hoandl – Pionier für bäuerliche Zusammenarbeit
4. März 2024 2024-03-06 10:13Johann Holzer, vlg. Hoandl – Pionier für bäuerliche Zusammenarbeit
Johann Holzer, vlg. Hoandl – Pionier für bäuerliche Zusammenarbeit
Wenn auf einen unserer Gemeinschaft das Wort „Pionier“ zutrifft, dann mit Sicherheit auf den Fluttendorfer
Johann Holzer, vulgo Hoandl.
Er stand dieser Tage zur
Vollendung seines 85. Lebensjahres
im Mittelpunkt zahlreicher Ehrungen.
einmal Mooskirchen – immer Mooskirchen
Johann Holzer wurde am 1. März 1939 in Fluttendorf geboren. In diesen schweren Kriegsjahren wuchs er mit seinem älteren Bruder Josef (für uns alle der „Hoandl Pepi) und seiner Schwester unter ärmlichen Bedingungen in Fluttendorf auf.
In ganz jungen Jahren, er war gerade einmal sieben Jahre alt, verstarb sein Vater. Nie wieder sollte er ihn sehen können.
Seine Mutter, eine stattliche Frau, tat alles, die junge Familie in das Leben zu führen. Der Stiefvater begleitete die Hoandl-Kinder durch die weiteren Jahre, verstarb aber, auch schwer vom Krieg gezeichnet, Anfang der 1960er Jahre.
Schule – Ausbildung
Sehr früh, im Kindesalter, mussten Hans und seine Geschwister am Hof alle Arbeiten verrichten, die sie konnten. Seine Mutter, wußte der
„Hoandl Hans“,
wie wir ihn nennen dürfen und er weiterhin bekannt ist, bei der Gratulation zu berichten, ersuchte den Schulmeister (Direktor) Eberhard Schlagin, zuerst Lehrer, später Leiter der Volksschule Mooskirchen, die Kinder für Hilfstätigkeiten zuhause behalten zu dürfen.
„Zumindest drei Tage pro Woche“, so Schlagin, „müssen sie aber regelmäßig am Unterricht teilnehmen“. Das taten sie auch sehr gerne, waren strebsam, erledigten frühmorgens im Stall die notwendigen Arbeiten,
Dann ein paar Schluck warme Milch mit Honig, hinein in die für sie verfügbaren HOLZ-Schuhe und im Laufschritt in die Schule. Hans absolvierte die Pflichtschule mit Bravour. Danach wurde ihm Ausbildung in der bäuerlichen Fortbildungsschule in Mooskirchen gewährt.
Bauer aus Leidenschaft
Auch den Präsenzdienst leistete er, um sich von dort weg – und bis heute mehr als sechs Jahrzehnte – der etliche Hektar umfassenden Land- und Forstwirtschaft voll und ganz zu widmen. Zuerst an der Seite seiner Mutter, dann Jahrzehnte als Eigentümer und nunmehr, „wo und wann immer ich gebraucht werde, helfe ich“, mit besonderem Stolz als Altbauer, der seinen Besitz an Sohn Johann vor Jahren übergab.
Immer in dieser Zeit, das brachte Bauernbund-Obmann Franz Zöhrer, anerkennend zum Ausdruck, als excellenter Vertreter der bäuerlichen Interessenvertretung, in der Landwirtschaftskammer und noch mehr im Steirischen Bauernbund. Da bekleidete er in der ehemaligen Ortsgruppe Fluttendorf und danach im Bauernbund Mooskirchen viele Jahre lang verantwortungsbewusst die ihm übertragenen Funktionen.
An den Ausbau der Trinkwasserversorgung, speziell im Markt Mooskirchen, konnte sich der Jubilar beim Zusammentreffen im schmucken Eigenheim, dem seit Jahren auch der Wohnsitz von Sohn Johann und seiner Familie angeschlossen ist, sehr genau erinnern. Er berichtete unter anderem davon, anfangs der 1960er-Jahre händisch, mit Haue und verschiedenen Arten von Spaten „bewaffnet“, den Erdbau – für die Rohrverlegung in 1,10 m Tiefe – hergestellt zu haben. Sage und schreibe bis zur Länge von 110 Laufmeter pro Tag schaffte es der zähe, emsig arbeitende Fluttendorfer. Von vielen Mitbewohnern wurde er um Unterstützung gebeten; nein zu sagen, fiel sehr schwer. Groß die Freude dann, als die erhaltenen Löhne den Ankauf eines Mopeds – für damalige Verhältnisse etwas besonderes – ermöglichten. Da hatte das zuvor stets verwendete Rad im wahrsten Sinne des Wortes „ausgedient“.
Ortsvorsteher
Nach der Vereinigung der ehemaligen Gemeinde Fluttendorf mit der Marktgemeinde Mooskirchen, 1968, wurde der „Hoandl Hans“
zum Ortsvorsteher
für die KG’s Fluttendorf und Neudorf b.M. berufen. Da war er beinahe tagtäglich mit Sorgen und Nöten der Bewohner:innen konfrontiert. Und verzagte auch neben vieler Arbeit im eigenen Betrieb nie, die ihm vom Bürgermeister übertragenen Aufgaben bis hin zur Einhebung der Tierseuchenbeiträge, Tätigkeiten bei vielen Impfungen an Tieren oder der unangenehmen Aufgabe als Obmann des damals gesetzlich vorgesehenen Wildschaden-Schiedsgerichtes penibel genau, gewissenhaft und verlässlich zu erledigen.
Maschinenring – Trockengemeinschaft
Hans Holzer war und blieb ein
„Bauer mit Leib und Seele“.
Ein fortschrittlicher noch dazu.
Der Gedanke, dass Bauern zusammenarbeiten können, gemeinsam Maschinen anschaffen und dann auch nutzen, ließ ihn nicht los. Er ist eines der noch lebenden Gründungsmitglieder des Maschinenringes „Kainachtal“.
Als sogenannter „Ausfahrer“ – das mache er sogar heute noch – war er für Jahrzehnte viele Monate hindurch wirklich „von früh bis spät“ beim Setzen von Mais und/oder Kürbissen, für verschiedene Pflegemaßnahmen danach oder sonstige Dienste bei unzähligen Bauern im mittleren und unteren Kainachtal „unterwegs“. „Da gab es“, wenn Wetterverhältnisse geeignet waren, „kaum Schlaf und wenig Verpflegung, um allen Wünschen der Mitgliedsbetriebe gerecht zu werden“.
Unglaublich, wie der Jubilar erzählte, was er imstande war, zu tun. Im leitenden Gremium des Maschinenringes, der im Laufe der Zeit in den Maschinenring Voitsberg eingegliedert wurde, wollte man auf sein Wissen und seine langjährige Erfahrung – sozusagen „aus erster Hand“ – nicht verzichten. Sitz und Stimme, heute von Sohn Johann bekleidet, die Folge.
Und der eigene Betrieb, im Laufe der Jahre auch an Fläche entscheidend größer geworden, mit Rinder- und Schweinezucht, erforderte zusätzliche seine Arbeitskraft.
Ähnliches gilt für alle Mühen, die Hans Holzer
bei Gründung und für den Fortbestand der Trockengemeinschaft Neudorf
unternahm. Nicht nur nutzendes Mitglied war er dort. Immer wieder auch „helfende Hand“, wenn es um das Aufschütten, Trocknen oder andere Arbeiten – zu allen möglichen Tages- und Nachtzeiten – meist wenig oder unbedankt ging.
Pionier der erste Stunde
da wie dort. Das Gemeinsame stellt/e er gegen das Trennende in den Vordergrund. Vor Jahrzehnten wie heute.
Familie
Seit dem Jahr 1976 – er führte
Annemarie Tomberger
am 11. September in Stainz vor den Traualtar – ist ihm seine Gattin wertvolle, unglaublich strebsame und fleißige Stütze. Die Geburt von Tochter Elfriede und Sohn Johann bereicherte ihr gemeinsames Leben.
Nun sind sie zu Andrea und Thomas stolze Großeltern und leben zusammen mit Schwiegertochter Martina (sie gab kürzlich erste Proben ihres Könnens und wird uns künftig als Organistin in unserer Pfarrkirche noch viel Freude bereiten) im umgestalteten, modernen landwirtschaftlichen Wohnhaus in Fluttendorf.
Maschtasingen
Wer auf so viele Lebensjahre wie der Hoandl Hans zurückblicken kann, kann Geschichte erzählen. Kaum zu glauben, an welche Einzel– oder Besonderheiten er sich noch zu erinnern vermag. Auch die Tradition des Maschtasingens hat ihn in seinen Bann gezogen. Viele Jahre lang nahmen Bewohnerinnen und Bewohner von Fluttendorf und Umgebung an diesem Ostersonntag-Brauch teil, ohne ihre Stimme – den Gesang – zu erheben.
Das sah Hans Holzer, auch als Ortsvorsteher, als ihm übertragene Verantwortung, alles zu unternehmen, dass der Gesang auch von der vierten Dorfschar wieder gepflogen werde. In Direktor Heinz Pitscheneder fand er einen Verbündeten, der alle historischen Wege nahm, diesen berechtigen Wunsch vieler zu verwirklichen. Seit wohl mehr als drei Jahrzehnten treffen sich alle Interessierten am Ostersonntag-Morgen beim vulgo „Rausch’n“, stimmen die schon tags zuvor geprobten Lieder an und nehmen dann den Weg zur Pfarrkirche. Im Markt selbst, auf dem Weg rund um die Pfarrkirche und im Gotteshaus selbst, schlagen die Herzen der Fluttendorfer – weiblich wie männlich – höher, wenn sie wunderbaren mehrstimmigen Gesang mit anderen hören.
Wer weiß, wie das heute ohne die Hartnäckigkeit und den Willen unseres Jubilars von damals wirklich wäre? Wir sind ihm jedenfalls zu größtem Dank verpflichtet.
Jubilar Johann Holzer
durfte zu seinem Ehrentag herzlichste Glückwünsche
und
für seine stete Hilfsbereitschaft anerkennende Worte von
Bürgermeister Engelbert Huber
entgegennehmen.
Vieles, längst nicht alles, was der Jubilar für und gemeinsam mit der Gemeinschaft zu geben bereit war, ist hier erwähnt.
Alle, die den Hoandl Hans schätzen und kennen, sind über sein vorbildliches, uneigennütziges Wirken sehr gut informiert.
Wir danken
und wünschen im Kreise der Lieben noch
viele weitere gesunde, humorvolle
– wenn man den Aussagen lauscht, klingt vieles fast spitzbübisch –